Spaß an der Bewegung für die Kleinsten

Sandersdorf (DK) Manchmal ist es wie einen Sack Flöhe hüten, wenn die Kinder voller Übermut durch die Turnhalle der Sandersdorfer Grundschule rennen und ihren Bewegungsdrang ausleben. Dennoch liebt Claudia Köstler diese Momente, wenn die Kleinen mit strahlenden Augen übers Parkett toben und sich ihre Mütter in diesen strudelnden Wirbel hineinreißen lassen.

Sandersdorf: Spaß an der Bewegung für die Kleinsten
Schon seit 13 Jahren hat Claudia Köstler (Mitte) beim Kinderturnen und beim Eltern-Kind-Turnen des FC Sandersdorf alles im Griff. Für ihr Engagement ist sie in diesem Jahr für den DK-Ehrenamtspreis nominiert – Foto: Erl

Dabei mutet dieses Gemenge aus bewegten Körpern und fröhlichen Stimmen nur für den Außenstehenden chaotisch an. Die ersten Minuten ihrer Mutter-Kind-Turnstunde sind wie ein Ritual, in dem alle zu einer sportlichen Gemeinschaft werden. Auch wenn die kleinsten Kinder kaum dem Windelalter entwachsen sind und von Sport noch keinen blassen Schimmer haben.

Claudia Köstler hat Erfahrung darin, aus einer Masse von Menschen zumindest eine Übungsstunde lang eine homogene Gemeinschaft zu formen. Das ist einer der Gründe, weshalb sie in diesem Jahr für den DK-Ehrenamtspreis nominiert ist. Seit 13 Jahren betreut sie ehrenamtlich das Kinderturnen für die Fünf- bis Neunjährigen am Dienstagnachmittag. Dazu hat sie im Jahr 2004 für den FC Sandersdorf den Übungsleiterschein für Jugendsport erworben. Weil es in Sandersdorf und Umgebung viele junge Eltern gibt, sattelte Köstler fünf Jahre später noch den Übungsleiterschein für das Eltern-Kind-Turnen jeweils am Mittwochnachmittag drauf. Alle vier Jahre müssen die Übungsleiterscheine aufgefrischt werden. Eine Vorschrift, die der Fachkraft für Lagerlogistik bei einem regionalen Automobilkonzern jeweils ein Wochenende Zeit kostet.

Begonnen hat alles, als ihre inzwischen 19-jährige Tochter an solchen Turnstunden teilnahm und eine Nachfolgerin für die frühere Leiterin gesucht wurde. Es war keine leichte Aufgabe, die sie neben ihrem Beruf übernahm. „Es gab Zeiten, da bin ich von der Arbeit gekommen, und eine halbe Stunde später war schon der Termin für das Kinderturnen“, erinnert sich die 47-Jährige. Wegen der hohen Nachfrage ergaben sich oft Doppelstunden, in denen sie zwei Gruppen hintereinander die Freude an gemeinsamer Bewegung vermittelte. Letztlich war der Zeitaufwand einschließlich Vor- und Nachbereitungszeit noch größer, denn das Mutter-Kind-Turnen mittwochs hatte Köstler ja auch noch im Programm.

Der Einzugsbereich der Turnstunden erstreckt sich von Mindelstetten bis Hexenagger. In den Wintermonaten kommen oft bis zu 20 Kinder mit Mutter oder Vater zu jedem Turnen. Die Höhepunkte im Jahreslauf sind natürlich, wenn der Nikolaus zur Turnstunde kommt, oder wenn die Kleinen in der Halle den Bobbycar-Führerschein machen dürfen.

Der FC Sandersdorf hat auf dieses Engagement reagiert und eine eigene Abteilung unter Leitung von Claudia Köstler für das Kinderturnen geschaffen. „Der Verein hat mehr Kinder als Erwachsene unter seinen Mitgliedern“, sagt sie nicht ohne Stolz. Es gibt keinen Teilnahmezwang – jeder kann zu den Turnstunden kommen, wie er mag. In den Sommermonaten sind es weniger, da werden dann auch schon mal beide Eltern-Kind-Gruppen zu einer Übungsstunde zusammengefasst. „Der Lärmpegel ist schon immer groß, das spürt man nach acht Stunden Arbeit umso deutlicher“, erzählt sie. Erst seit Tanja Ostermeier vor zwei Jahren mit in die Gruppenbetreuung eingestiegen ist, hat sich Köstlers Zeitmanagement entspannt. Dennoch – was man für dieses Ehrenamt mitbringen muss, sind vor allem gute Nerven, eine Portion Gelassenheit und Freude am Umgang mit Menschen. All das hat die zartgliedrige Frau, die neben ihrem Engagement im FC Sandersdorf noch Vorsitzende des örtlichen Siedlerbundes ist. Dort organisiert Köstler unter anderem jedes Jahr ein Kinderfest. In dieser Person steckt Tatkraft, Routine ist nichts für sie.

Der Lohn, den Claudia Köstler in ihrem Ehrenamt als Übungsleiterin erhält, entschädigt sie jedoch für so manchen Aufwand: „Die kleinen Kinder lachen dich an und umarmen dich – es macht einfach Spaß“, gesteht sie. Auch als berufstätige Frau bleibt Köstler so ein gestaltender Teil der dörflichen Gemeinschaft, ist mitten im Geschehen und hat Kontakt zu den Menschen in der Umgebung.

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