Sportliches Erdbeben beim FC Sandersdorf

Sportheimpläne auf Eis – Mehrere Vorstände kündigen Rücktritte an – Fußballabteilung mit großen Personalsorgen

Sandersdorf (flh) Der FC Sandersdorf, im Übrigen der größte Verein der Marktgemeinde Altmannstein, gegründet im Jahre 1931, steckt wohl in der größten Krise seit ganz langer Zeit. Bei der Jahresversammlung wurde den Mitgliedern zum Ende hin deutlich wie dramatisch die Lage beim FCS ist. Der Breitensportverein, der für Gemeinschaft, Freude und Leidenschaft steht, und für seine große Anhängerschaft vor allem in der Fußballabteilung über die Gemeindegrenzen hin bekannt ist, hat große Zukunftssorgen.

Zu Beginn sah alles noch nach einer ganz normalen Jahresversammlung aus, die der erste Vorsitzende Peter Schneider im Beisein von 27 Mitgliedern eröffnete. Schneider war enttäuscht über die mangelnde Beteiligung.

Leider haben wir es wieder nicht geschafft, dass wir trotz der Gewährleistung und Vorplanung in Hinblick auf die Hygienevorschriften mehr Mitglieder von insgesamt über 720 für solch eine wichtige Sitzung begeistern können

Peter Schneider, erste Vorsitzende FC Sandersdorf

Nach der Begrüßung folgte das Totengedenken für fünf äußerst langjährigen Mitgliedern Rosa Gabler (48 Jahre Mitglied), Josef Kögl (längste Mitgliedschaft im Verein von 73 Jahre), Günther Neudahm (48 Vereinsjahre), Vereinswirt Gerd Baier (33 Jahre Mitglied) sowie dem langjährigen Wahlleiter Hermann Pfeffer (49 Vereinsjahre). Im anschließenden Bericht des ersten Vorsitzenden gab dieser bekannt, dass man im Vereinsjahr 2019 insgesamt 18 Vereinsmitglieder zu einem runden Geburtstag gratulieren konnte. Hierbei bedankte sich Schneider bei Marianne Seitz und Christa Völkl für die Mithilfe beim Organisieren der Geschenke und der Teilnahme an den Geburtstagen. Der Mitgliederstand steigt von 700 Mitgliedern auf 723.

Im vergangenen Jahr übernahm der Verein beim Brauereifest am Vatertag wieder die Küche im Festzelt. Schneiders Dank galt an das Organisationsteam Heidi Halbritter sowie Marianne und Günther Seitz und allen weiteren Helfern für ihren Einsatz. Überrascht und sehr erfreut war Schneider über die Eigeninitiative der Fußballer von beiden Mannschaften zu Beginn der Corona-Pandemie, die sofort reagierten und unentgeltlich einen Einkaufservice für die Bürger der Gemeinde Altmannstein angeboten haben. „Ihr habt hier ein positives Zeichen gesetzt und Leute in schwierigen Situationen geholfen,“ so Schneider stolz in Richtung der anwesenden Spieler. Zum Schluss bedankte sich Schneider bei allen die den Verein im Ehrenamt unterstützen und sich einsetzen für den Verein und die Gesellschaft sowie bei allen Mitgliedern für die Treue zum Verein. Den Kassenbericht von Daniela Hilger, die urlaubsbedingt nicht teilnehmen konnte, trug ebenfalls Schneider vor.

Es konnte ein kleiner Gewinn erwirtschaftet werden. Weiterhin positiv zu vermelden ist, dass die endgültige Rückzahlung des Darlehens für die Bewässerungsanlage erledigt ist. Die beiden Kassenprüfer Alois Binder und Bernhard Pfeffer hatten für die äußerst lückenlose und saubere Kassenführung von Hilger nur Lob zu verteilen. Es sind keine Beanstandungen, wir können froh sein, dass wir mit Hilger die richtige Frau als Finanzvorstand im Verein haben. Binder beantragte in der Folge die Entlastung der Vorstandschaft, die mit einer Enthaltung von allen Mitgliedern zugestimmt wurde.

Mit dem Bericht des Fußballabteilungsleiter Mario Weiß. In der Saison 2018/2019 konnte die erste Mannschaft am letzten Spieltag den Klassenerhalt in der Kreisliga, trotz einer miserablen Rückrunde noch erreichen. Sein Dank galt Giuseppe Mele der drei Jahre als Trainer seinen Einsatz für die Abteilung brachte. Die Reserve musste nach langer Zeit wieder einen Abstieg aus der A-Klasse verkraften. Trotz einer besseren Rückrunde, waren die Leistungen in den entscheidenden Spielen einfach zu wenig. Auch aus Personalnot wurde deshalb vor der diesjährigen Saison eine Spielgemeinschaft mit dem TSV Altmannstein für die Reservemannschaft beschlossen.

Die Bedenken im Vorfeld waren unbedenklich. Die Spieler harmonieren prächtig und haben trotz dem siebten Tabellenplatz aufgrund mehrerer Nachholspiele noch die Möglichkeit ein Wörtchen um den Wiederaufstieg mit zu sprechen. Für die erste Mannschaft die nun von Stefan Daum und Manuel Recum trainiert werden, war klar, dass der Klassenerhalt in dieser Saison schwer zu realisieren wird, doch nach ordentlichen Leistungen zu Beginn reichte es nur zu 14 Punkten aus 14 Spielen. Damit stehen die Schambachtaler auf den letzten Abstiegsrelegationsplatz und sind zudem noch punktgleich mit dem ersten Abstiegsplatz.

Aufgrund der langen Pause aufgrund der Pandemie, wurde die Saisonfortführung nun auf Mitte September verschoben. Es muss ein Konzept für jeden Verein ausgearbeitet werden. Für den neugeschaffenen Ligapokal haben beide Sandersdorfer Mannschaften gemeldet. Hier hat die erste Mannschaft mit den ersten drei der Kreisligatabelle, die schwerste Gruppe zugelost bekommen. In der kommenden Saison startet der FCS mit einem neuen Trainerteam in die Saison. Tobias Giebl und sein spielender Co-Trainer Markus Frahler wechseln von der FT Ringsee ins Schambachtal.

Die Mannschaft und wir als Team werden alles geben, um den Klassenerhalt notfalls auch über die ungeliebte Relegation zu erreichen

Mario Weiß, Fußballabteilungsleiter FC Sandersdorf

Für die Jugend verlas Günther Seitz als Jugendleiter den Bericht. Auch hier sorgt die Pandemie für eine längere Pause. Die Kinder sind umso erfreuter und voller Eifer, seitdem der Trainingsbetrieb zumindest wieder erlaubt ist. Beim FCS hat man das große Glück, dass wir noch eigenständig eine eigene E- und F-Jugend aufbieten können. Umso erfreulicher ist, dass auch die Jugendtrainer mit ihren Kindern weitergehen. „Hier haben wir keine Probleme“, so der Dank von Seitz an die Trainer.

Ein bisschen schwieriger ist es bei der JFG Schambachtal. Hier trägt in dieser Saison nur eine Jugendmannschaft ihre Heimspiele im Sandersdorfer Felsenstadion aus. Seitz informierte die Zuhörer, dass seit der Rückrunde ein fünfter Stammverein der JFG Schambachtal angehört. Der SV Hadrian Hienheim, der im Herrenbereich mit dem vierten Stammverein FC Laimerstadt bereits eine Spielgemeinschaft ausführt, bat um den Eintritt in die JFG. Bei der JFG sind weiterhin acht Mannschaften gemeldet und im Spielbetrieb. Für die zweite B-Jugend wird allerdings noch händeringend ein Trainer gesucht. Erfreulicher ist, dass dieser Woche zum zweiten Mal in Folge die Schanzer Fußballschule im Felsenstadion zu Gast war, und 21 Kinder teilnahmen.

Für die Tennisabteilung berichtete Schneider in Abwesenheit des Abteilungsleiter Thomas Kreutzer den kurzen Bericht aus. Er informierte über die Jahresversammlung der Tennismitglieder am Sonntag, den 13.September um 18 Uhr auf der Tennisanlage. Beim Damenturnen ist alles in Ordnung und keine besonderen Vorkommnisse. Für die Herrenturnabteilung berichtete Alois Binder, dass sie trotz Corona weiter trainieren konnten. „Einzig das Duschen nach unserem organisierten Lauftreff können wir aufgrund der Pandemie nicht anbieten“, so Binder. „Wir sind ein kleiner Stamm von sportlichen Männern, und können jeden Mitglied des FCS nur einladen, einmal bei uns vorbeizuschauen, wir können Nachwuchs immer brauchen“, so Binder weiter.

Problematischer ist die Situation beim Kinderturnen. Abteilungsleiterin Claudia Köstler informierte die Versammlungsteilnehmer, dass sämtliche Trainings seit März ausgesetzt sind und pausiert wird. „Wir hoffen, dass wir mit den Kindertraining und Mutter-Kind-Turnen nach den Ferien im September wieder loslegen dürfen“, so Köstler. Peter Recum war als letzter Abteilungsleiter an der Reihe. Die Abteilung Boccia, zählt derzeit 30 Mitglieder und auch hier konnte man auch erst wieder ab Juli mit dem Trainingsbetrieb unter Einhaltung der Hygienestandards starten. „Die Anwesenheit unserer Mitglieder an den Trainings ist ein wenig niedriger, dennoch haben wir weiterhin sehr viel Spaß an der Ausübung unserer Sportart. Ob wir heuer Vereinsmeisterschaften abhalten können, ist noch nicht sicher“, so Recum abschließend. Der Sportvorstand Michael Weiß ergriff anschließend das Wort und dankte jeden einzelnen Abteilungsleiter.

Ihr seid es, der unseren Verein repräsentiert und hoch haltet. Lasst euch nicht entmutigen und engagiert euch weiterhin so im Ehrenamt

Michael Weiß, Sportvorstand FC Sandersdorf

Nach einer kurzen Pause ging es mit einer Aussprache als abschließenden Tagesordnungspunkt weiter. Es ist seit langem gewünscht Duschmöglichkeiten auf dem Fußballgelände zu errichten. Schneider berichtete der Versammlung den bisherigen Ablauf und was die Sitzungen zum Neubau im letzten Vereinsjahr ergeben haben. Vor längerer Zeit im Jahr 2017 wurde von Peter Recum eine Machbarkeitsstudio erarbeitet mit Abstimmung aller zuständigen Ämter.

Ein großes Ärgernis ist die aktuelle Teilnahme an Arbeitseinsätzen. „Es ist enttäuschend, wenn ich sehe, dass nur einige wenige immer Hilfe anbieten, und sich der Rest auf deren Schultern ausruht. Für so eine Investition wie ein Neubau des Vereinsheims mit Duschen wie er vorgestellt wurde, müsste einiges als Eigenleistung von Mitgliedern erbracht werden. Da dies momentan nicht gesichert ist, haben wir uns über eine Alternative umgesehen“, erklärte Schneider weiter.

„Wir sind dann weg von der traditionellen Bauweise gegangen und haben ein Containermodulsystem ausgearbeitet. Die Anlage wäre 21 Meter lang und 15 Meter breit. Vom Landratsamt und allen anderen Ämtern hätten wir keine Einwände“, erklärt Schneider anhand einer Präsentation des Modulsystem. „Die Containerlösung machte einen guten Eindruck, doch es blieben Restzweifel, ob die Container auch im Winter nutzbar sind.

Manuel Recum übernahm in der Folge die Ausführungen den Sitzungsteilnehmern und erklärte, dass sich das Angebot zwar charmant und preiswert anhört, es aber sehr viele Probleme in Hinblick auf Energieeffizienz bereiten würde. Die eingebaute Elektroheizung wäre überfordert und auch der Pufferspeicher mit Warmwasser, bei vier spielenden Mannschaften an einen Sonntag und Nutzung des Vereinsheims nicht ausreichend. Er empfiehlt, falls wirklich gebaut werden soll, eine traditionelle Bauweise bevorzugt werden soll, diese sei allerdings deutlich kostspieliger. Schneider sagte daraufhin, dass es sehr schwierig sei, das Projekt zu verwirklichen, denn selbst die Gründung eines Bauausschuss klappte über mehrere Jahre nicht wirklich.

Doch wie soll es dann weitergehen. Aus der Fußballabteilung und der Mannschaft kam dann ein trauriges Stimmungsbild. Wir müssen uns sogar Gedanken machen, ob es nicht sinnvoll ist,wie in der Jugend schon praktiziert einen Zusammenschluss von mehreren Mannschaft im Umkreis zu einem starken Verein zusammenzuschließen“, so Kapitän Andres Winkler. „Es wäre wirtschaftlich fatal, jetzt einen Neubau mit aller Macht und vielen Schulden umzusetzen, ohne zu wissen wie es um die Sparte Fußball überhaupt weitergeht. Wir haben massive Probleme, jedes Woche eine schlagkräftige Mannschaft aufbieten zu können.

Neben dem Qualitätsproblem kommen auch aus der Jugend sehr wenige Spieler nach. Es wird sehr schwer die Klasse zu halten. Wir haben immer gesagt, dass wir hier beim FCS keine bezahlten Spieler haben wollen, und dass ist auch richtig. Dennoch muss uns klar sein, dass wir von Extern keinen Spieler bewegen können, für uns zu spielen. In nahezu jeden Kreisliga – und sogar unterklassigen Vereinen werden Spieler mit Spritgelder oder sogar Handgelder geködert. Obwohl die Rivalität natürlich da ist, muss man sich Gedanken machen, ob es nicht sinnvoll wäre, mit dem TSV Altmannstein zusammen zu gehen und als ein Verein in der Abteilung Fußball zu agieren, einen Standort als Spielort festlegt und durch die Gemeinde und gemeinsame Gönner unterstützt werden könnte, damit wir ein sportlich gutes Niveau halten könne, so die Erklärung von Winkler.

Einige Wortmeldungen wollten die Kicker darauf aufmerksam machen, dass man als Sportler nicht nur Erfolge, sondern auch Niederlagen einstecken muss, und Abstiege zum Leben eines Sportler genauso dazugehören wie Aufstiege. „Wir werden nächstes Jahr 90 Jahre alt und es wäre für unsere Vorfahren beschämend, wenn man nur wegen einer schlechten Phase die Fußballabteilung aussterben lassen würde und eventuell den Standort Felsenstadion mit seinem Charme und Geschichte aufgibt“, so mehrere Sitzungsteilnehmer. Winkler versprach natürlich, dass sich die Mannschaft noch längst nicht aufgegeben hat und alles versuche den Abstieg in die Kreisklasse zu verhindern.

Es gehe ihm oder den anderen Spielern auch nicht darum, nicht mehr in Sandersdorf spielen zu wollen, ganz im Gegenteil. „Es ist doch klar, dass jeder von uns noch sehr lange im Felsenstadion auf Torejagd gehen wollen. Man sieht am Beispiel Reservespielgemeinschaft, dass ein Zusammenschluss vielleicht eine Lösung wäre. Die Mannschaft und ich wollen lediglich davor warnen, jetzt unbedingt einen Neubau mit vielen Schulen durchzuboxen, wenn man nicht weiß, wie es weiter geht,“ so Winkler nochmal an die Versammlung. Als ob dieser Rückschlag im Hinblick auf den nun auf Eis gelegten Neubau des Vereinsheim nicht reichen würde, informierte Sportvorstand Michael Weiß der Versammlung, dass er im kommenden Jahr nicht weiter zur Verfügung steht. Auf Rückfrage der Sitzungsteilnehmer, antwortete Weiß, dass er seit über 20 Jahren in unterschiedlichen Ämtern beim Verein im Ehrenamt aktiv ist.

Dass er nun nach lediglich zweijähriger Amtszeit als Sportvorstand zurücktritt hat mit vielen unterschiedlichen kleinen Nackenschlägen innerhalb des Vereins zu tun. „Jeder im Verein hat das Recht, dass man etwas kritisiert, dennoch erwarte ich, dass dies konstruktiv ist und dass man versucht den Verein erfolgreich voranbringt. Es gibt einfach zu viele die nach einer Entscheidung, diese sofort in Frage stellen oder kritisieren, darauf hab ich nach so vielen Jahren Ehrenamt keine Lust mehr“, so die Begründung. Der erste Vorsitzende Peter Schneider informierte die Sitzungsteilnehmer zudem, dass der verhinderte Marketingvorstand Stephan Michel ebenfalls 2021 nicht mehr zur Wiederwahl antritt.

Als Begründung gibt Michel berufliche Gründe an. Schneider erklärte daraufhin, dass auch er gerne noch ein Schreiben vorlesen möchte, welches er zur Vorbereitung, der wegen der Corona-Pandemie im Frühjahr ausgefallene Jahresversammlung an seine Ausschussmitglieder versendete. Um seine Vorstandsmitglieder und dem Vereinsausschuss frühzeitig zu informieren und um noch ausreichend Zeit für geeignete Maßnahmen zu ergreifen erkläre ich, dass ich nach über 21 Jahren als 1. Vorsitzender des FCS nicht mehr zur Wiederwahl antreten werde. Im nächsten Jahr beginnt mein letzter Lebensabschnitt und ich gehe in Rente. Um mein großes Ziel das Reisen an schöne Flecken der Erde vielleicht noch zu verwirklichen, will ich mich nicht mehr auf andere Verpflichtungen einlassen.

Nach über 42 Jahren in verschiedenen Ehrenämtern verkündet Schneider nun seinen Rücktritt. Er hofft, dass die Mitglieder seine Entscheidung verstehen und akzeptieren werden. „Es ist und war eine schöne Zeit mit Höhen und Tiefen, mit freudigen und enttäuschenden Momente, ich möchte dennoch keine Stunde missen. Nun aber ist es an der Zeit einem Neuanfang unter anderer Leitung einzuleiten.

Viele schlaflose Nächste haben ihn bei der Entscheidung begleitet und es ist schwer für mich euch dies in diesem Moment mitzuteilen, doch ich hoffe, dass es mit dem Verein und jeder Abteilung erfolgreich weitergeht“, so der Wunsch Schneiders unter Tränen und langanhaltenden Applaus. Quo Vadis FCS – der Vorstandschaft steht eine erneute Neuausrichtung und Neuaufbau im 90.Vereinsjahr bevor. Eines wurde zum Schluss noch beschlossen, der Neubau ist aufgrund der unsicheren Vereinssituation erstmal auf Eis gelegt.